Berufsunfähigkeit Depression – Anerkennung Gerichtsurteil & BU trotz Depression abschließen
- Anerkennung der Berufsunfähigkeit wegen Depression mehrfach durch Gerichtsurteil, Anspruch auf private Berufsunfähigkeitsrente oder gesetzliche Erwerbsminderungsrente bestätigt
- Bei über 30% der Antragsteller sind psychische Erkrankungen wie Depressionen und Burn-out der Grund für die Berufsunfähigkeit
- Unter Beamten sind besonders die Lehrer von Dienstunfähigkeit wegen Depression betroffen. Privaten Schutz bietet bei Beamten nur die BU mit Dienstunfähigkeitsklausel (Dienstunfähigkeitsversicherung)
- Auch die Zahl der ärztlich attestieren Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (Krankschreibung) wegen Depression steigt weiter. Neben Erkrankungen des Knochen und Skelett-Systems sind Depressionen eine der Ursachen für Arbeitsunfähigkeit
- Verbraucherschützer und Experten raten zum Abschluss einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung als sinnvolle Absicherung des Arbeitskraft und des Einkommens
- Eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung können Sie oft trotz Depression abschließen, siehe BU Gesundheitsfragen
Niedergeschlagenheit und Traurigkeit können viele Ursachen haben. Hält das Gefühl über einen längeren Zeitraum an, könnte auch ein psychisches Problem wie eine Depression der Grund sein.
Inhaltsverzeichnis
Bei stark ausgeprägter Form hat die depressive Verstimmung auch einen Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit. Nicht selten führt eine Depression zur vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit, bis hin zur dauerhaften Berufsunfähigkeit bzw. Erwerbsminderung.
Wir zeigen Ihnen die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Depressionen, sowie den einschränkenden Einfluss auf die Arbeitskraft. In welchen Fällen die Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente durch Gerichtsurteil erwirkt werden konnte und wie Sie trotz Depression eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können.
Was versteht man unter einer Depression?
Eine Depression gehört zu den psychischen Erkrankungen, die sich durch Niedergeschlagenheit, Melancholie, Traurigkeit bis hin zu körperlichen Symptomen bemerkbar macht. Ursache ist meist ein gestörtes Gleichgewicht der Botenstoffe Serotonin und Adrenalin im Gehirn. Eine Behandlung kann je nach Diagnose durch Medikamente und/oder psychotherapeutische Maßnahmen erfolgen.
In Deutschland sind ungefähr fünf Prozent der Menschen betroffen. Jährlich tritt bei zwei von hundert Personen (2%) eine neue Depression auf. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Trotzdem wird die Erkrankung oft verschwiegen. Der Arztbesuch wird aus Schamgefühl aufgeschoben oder vermieden.
Arten und Formen der Depression?
- unipolare Depression: Beschwerdefreie Phasen wechseln mit gedrückter Stimmung in depressiven Phasen ab.
- bipolare Depression: Manische Phasen mit Erregtheit wechseln mit depressiven Phasen mit Niedergeschlagenheit ab. 20 % der Personen erkranken an einer bipolaren Depression.
- organische Depression: Diese Form wird durch eine Störung des Hormonhaushaltes, Fehlfunktionen der Schilddrüse oder einem Schlaganfall ausgelöst.
- reaktive Depression: Ein belastendes, traumatisches Ereignis führt zu einer niedergeschlagenen Stimmung.
- anaklitische Depression: Verlustangst äußert sich in Weinen und Niedergeschlagenheit.
- endogene Depression: Eine äußere Ursache kann nicht festgestellt werden.
- somatisierte Depression: Hier stehen vor allem körperliche Symptome, wie Kopfschmerzen, Nackenverspannungen und Rückenschmerzen im Vordergrund.
- Altersdepression: Diese Form der Depression tritt ab dem sechzigsten Lebensjahr auf.
Symptome der Depression
Bei einer Depression treten körperliche und psychische Symptome auf. In Form und Ausprägung gibt es große Unterschiede. Ein Selbst-Test zur Diagnose von Depression ist nicht sinnvoll. Trotzdem können folgende für psychische Erkrankungen typischen Symptome als Vorwarnung diesen, bei denen der Besuch beim Arzt zur Abklärung dringen empfohlen wird.
Depressionen oder depressive Verstimmungen können sich wie folgt bemerkbar machen:
- sozialer Rückzug
- die Wohnung wird nicht mehr verlassen
- vermehrter Konsum von Alkohol
- Missbrauch von Betäubungsmitteln
- fehlende Konzentration
- die täglichen Aktivitäten werden vernachlässigt
- Schuldgefühle treten verstärkt auf
- Gefühl der Überforderung durch die tägliche Routine
- Gefühl der Wertlosigkeit
- Traurigkeit
- Enttäuschung
- Müdigkeit
- chronische Erschöpfung
- Schlafprobleme
- Appetitlosigkeit
- Kopfschmerzen
- Verspannungen der Muskulatur im Bereich von Nacken und Rücken
- Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme
- das Leben wird nicht mehr geschätzt
- bei 10 – 15 % treten Suizidgedanken (Lebensmüdigkeit, Selbstmordgedanken) auf
Ursachen für Depression
Depressionen werden durch verschiedene persönliche, biologische und äußere Faktoren ausgelöst. Im folgenden die häufigsten Gründe zur Entstehung:
- belastende Situationen: Arbeitslosigkeit, Verlust eines geliebten Menschen
- genetisch: bei mehreren Familienangehörigen sind Depressionen aufgetreten
- Persönlichkeit: Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl erkranken häufiger an Depressionen
- schwere oder unheilbare Erkrankungen
- Drogenmissbrauch
- starker Konsum von Alkohol
- im Gehirn befinden sich die Botenstoffe Serotonin und Adrenalin nicht mehr im Gleichgewicht
- zu wenig Sonnenlicht
- ständige Verfügbarkeit
Therapie und Behandlung von Depressionen
- Medizinisch-Psychiatrische Behandlung
- Diagnostik, Behandlung mit Medikamenten (Antidepressiva) und Aufklärung wird durch den Hausarzt oder einen Facharzt durchgeführt.
- Psychotherapie (psychotherapeutische Betreuung durch Psychologen)
Verschreibung und Einnahme von Antidepressiva:
- selektive Serotonin Wiederaufnahmehemmer
- Serotonin- noradrenalin Wiederaufnahmehemmer
- Trizyklische Antidepressiva
- noradrenerge Antidepressiva
- selektive Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer
Alle Antidepressiva helfen, das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wiederherzustellen und die biochemischen Vorgänge zu regulieren. Häufig ist eine Kombination verschiedener Antidepressiva notwendig. Um neuen depressiven Phasen vorzubeugen, kann auch eine Lichttherapie durchgeführt werden.
- Klinisch- Psychologische Behandlung: Klinische Psychologen erstellen mit dem Patienten einen Behandlungsplan und ein Behandlungsziel. Veränderungen im Alltag werden mit Hilfe umgesetzt. Das neuerliche Auftreten einer Depression soll vermieden werden.
- Psychotherapie: Das Gleichgewicht von Körper und Seele wird durch verhaltenstherapeutische Behandlungen wiederhergestellt.
- Selbsthilfegruppen: Durch den Austausch mit anderen Personen wird das Bewusstsein für Probleme gestärkt.
- Stationäre Behandlung Psychiatrie: Bei Selbstmordgefahr muss die Behandlung in einer psychiatrischen Klinik durchgeführt werden. Auch die Einstellung mancher
- Medikamente (Lithium) erfordert einen stationären Aufenthalt.
Auswirkung der Depression auf Arbeits- und Berufsunfähigkeit
Erkrankte sind am „Ende ihrer Kräfte“. Sie sind reizbar und unkonzentriert. Aufgaben werden gar nicht oder fehlerhaft erledigt. Während der Therapie mit starken Antidepressiva darf kein Fahrzeug geführt werden. Aufgaben mit hoher Verantwortung sollten nicht ausgeführt werden.
Diese und weitere Behinderung machen die Beschäftigung am Arbeitsplatz nicht nur unmöglich. Es können durch den Mangel an Konzentration sogar Gefahrenpotentiale entstehen. Ob Bürojob, Handwerk oder Dienstleistungsgewerbe, das Arbeiten ist für depressive Beschäftigte nicht möglich.
Kann der beruflichen Tätigkeit nicht mehr nachgegangen werden, erfolgt eine ärztliche Krankschreibung wegen Arbeitsunfähigkeit (gelber Schein). Hier greift für die ersten 6 Wochen der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch den Arbeitgeber. Nach den ersten 42 Tagen wird die Entgeltfortzahlung durch das Krankengeld der Krankenkasse oder Krankentagegeld der privaten Krankenversicherung ersetzt.
Bei länger andauernden Arbeitsunfähigkeit attestiert der Arzt die Berufsunfähigkeit bzw. Erwerbsminderung (Erwerbsunfähigkeit). Die endgültige Feststellung der Berufsunfähigkeit wegen Depression erfolgt nach psychologischem Gutachten.
Werden Betroffene als berufsunfähig oder erwebsgemindert eingestuft, kann die Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente (private Berufsunfähigkeitsversicherung) und/oder die gesetzliche Erwerbsminderungsrente (gesetzliche Rentenversicherung DRV) beantragt werden.
Statistik zur Krankschreibung wegen Depression
Depressionen verursachen im Durchschnitt 34,8 Krankenstandstage pro Krankheitsfall. Ungefähr 15 % aller Tage, an denen krankheitsbedingt nicht gearbeitet wird, werden durch Depressionen verursacht. Die Arbeitsunfähigkeit ist nicht zwangsläufig mit einer Bettlägrigkeit verbunden. Regelmäßige Bewegung im Freien ist für die Heilung förderlich.
Anerkennung der Berufsunfähigkeit wegen Depression Gerichtsunrteile
In mehreren Gerichtsurteilen wurden Berufsunfähigkeitsversicherer zur Zahlung der Berufsunfähigkeitsrente verurteilt. Damit wurde die Position von Betroffenen gestärkt, deren Antrag auf Berufsunfähigkeit wegen Depression abgelehnt wurde.
In einem Gerichtsverfahren vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main (Urteil vom 21.11.2017 – 14 U 13/17) wurde die AXA BU Versicherung zur Zahlung der BU-Rente. Das Gericht sah die Berufsunfähigkeit durch Depression beim Kläger als erwiesen und forderte die Anerkennung durch die AXA Versicherung.
In besagtem Gerichtsurteil handelte es sich konkret um eine Panikstörung, die trotz Aggravationstendenz (bedeutet die Neigung, etwas schlimmer darzustellen, als es ist, lat. aggravare: schwerer machen, verschlimmern) des Klägers als erwiesen beschieden wurde.
Tipp: Berufsunfähigkeitsversicherung Testsieger
In einem weiteren Fall hatte das Gericht über die Anerkennung eines Antrags auf Berufsunfähigkeit wegen Depression bei einem Selbstständigen zu urteilen. Auch hier lehnte die Versicherung den Antrag trotz Bestätigung durch psychologisches Gutachten ab.
Der Klage des Versicherten auf Zahlung der BU-Rente gab das Gericht statt. Die Versicherung musste die Berufsunfähigkeit anerkennen und die Zahlung der Rente veranlassen. Auch das nur ein Gerichtsurteil von vielen weiteren, die zu Gunsten der Versicherungsnehmer entschieden wurden.
Prognose zur Heilung von Depression
Die schnellsten Ergebnisse liefert die Behandlung mit Antidepressiva und anderen Medikamenten. Dagegen benötigt es sehr vieler psychotherapeutischer Sitzungen, die bis zu einem Jahr oder länger dauern können. Dafür lautet die Prognose auf nachhaltige Besserung oder Heilung.
Verbessern sich die Symptome trotz Behandlung nicht, wird die Arbeitsunfähigkeit bis hin zur Berufsunfähigkeit und Erwerbsunfähigkeit durch psychologisches Gutachten festgestellt und attestiert. Jede zweite gesundheitsbedingte Frühverrentung wegen Berufsunfähigkeit oder Erwerbsminderung wird durch eine Depression verursacht (16,2 % aller Frühverrentungen).