Berufsunfähigkeit durch Burnout Syndrom – Musterurteil
- Musterurteil zu Burn-out-Syndrom begründet Berufsunfähigkeit (BU) bzw. Erwerbsminderung (EM)
- Burn-out und Depressionen haben bei Krankheiten als Grund für die Berufsunfähigkeit Rückenschmerzen überholt. Laut Statistik sind dies die beiden Erkrankungen, die mit größter Wahrscheinlichkeit dazu führen, berufsunfähig oder erwerbsgemindert zu werden
- Es gibt verschiedene Formen des Burn-out mit unterschiedlichen Symptomen, Verlaufsformen und Dauer der Erkrankung
- Die Ursachen sind meist Überforderung und Erschöpfung im Beruf oder im Privatleben. Ohne eine frühzeitige Behandlung kann dieser Erschöpfungszustand chronisch werden
- In den ersten Tagen und Wochen erfolgt Krankschreibung (Arbeitsunfähigkeit / gelber Schein) durch den Hausarzt mit Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch den Arbeitgeber. Nach 6 Wochen wird das Krankengeld durch die Krankenversicherung. Für die Berufsunfähigkeit bzw. Erwerbsminderung ist ein psychotherapeutisches Gutachten zur Prognose der Dauer erforderlich
Die psychische Erkrankung Burn-out ist neben der Depression mittlerweile eines der häufigsten Gründe für Arbeitsunfähigkeit und Berufsunfähigkeit. Dank des Musterurteil begründet dieses Erschöpfungssyndrom als berufsunfähig anerkannt zu werden. Mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV) können Sie sich absichern.
Inhaltsverzeichnis
Anspruch auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente (EMR) haben Sie nur unter strengen Voraussetzungen. Selbst bei voller Erwerbsminderung reicht die Renten nicht aus, um Ihren gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten. Von der teilweisen bzw. halben EMR ganz zu schweigen.
Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung schützt Sie vor den Folgen des Einkommensverlustes und zahlt ab einer BU von 50% eine vereinbarte Berufsunfähigkeitsrente. Bei Ablehnung wegen Vorerkrankungen oder zu hohen Risikozuschlägen bietet sich die private Erwerbsunfähigkeitsversicherung als sinnvolle Alternative.
Burnout wird heute immer häufiger diagnostiziert. Handelt es sich dabei aber um eine genau definierte Erkrankung oder ist Burnout identisch mit einer Depression? Im folgenden Die Ursachen, Symptome, Verlaufsformen sowie die Dauer und Behandlung des Burn-out-Syndrom. Und wie Ihre Chancen als Erkrankte stehen, die Berufsunfähigkeitsrente oder Erwerbsminderungsrente zu erhalten.
Burn-out Definition & Bedeutung
Das Burnout Syndrom (burnout = englisch ausbrennen) wurde erstmals 1974 als psychische Erkrankung beschrieben (ICD 10 Z73). Eine lange andauernde, starke Belastung führt zu einem chronischen Erschöpfungszustand.
Ein Gefühl des ausgebrannt sein und der völligen Leere stellt sich ein. Auch wenn Parallelen und Ähnlichkeit im begriff bestehen, ist das Burn-out-Syndrom nicht das Synonym für das Chronische Erschöpfungssyndrom (CFS) und ist damit nicht zu verwechseln.
Die Erkrankten fühlen sich vollständig ausgebrannt und leer. Von einem Burnout kann jeder Mensch betroffen sein. Besonders gefährdet sind stark leistungsorientierte Personen, die ihr eigenes Wohlbefinden immer wieder hinter der Arbeit oder anderen Aufgaben zurückstellen. Die körperliche und emotionale Erschöpfung wird immer stärker.
Formen Varianten des Burnout Syndrom
Allgemein werden drei Formen mit unterschiedlichen Ausprägungen des Burn-out unterschieden. Verzweiflungs-, Unterforderungs- und Erschöpfungs-Burnout. Allen drei Varianten ist die völlige körperliche und geistige Erschöpfung gemein.
- Verzweiflungs Burnout: Das private Leben kommt durch zu hohe Anforderungen in der Arbeit ständig zu kurz. Betroffene können aus der Negativspirale nicht mehr entkommen und entwickeln immer häufiger negative Gedanken. Diese verstärken das Gefühl von Ohnmacht und Verzeiflung
- Unterforderungs Burnout: Überqualifizierte Personen sind in der Arbeit ständig unterfordert. Es macht keinen Spass, die gestellten Aufgaben zu erledigen. Eine gedankliche und emotionale Distanzierung von der Arbeit ist die Folge. Betroffenen fällt es schwer bis unmöglich, sich den Aufgaben zu widmen.
- Erschöpfungs Burnout: Der tägliche Stress in der Arbeit und privat führt zu einer Überforderung. Durch Resignation werden berufliche Aufgaben und private Verpflichtungen vernachlässigt oder nur teilweise erledigt. Die Überforderung macht sich durch ständige Müdigkeit und Abgeschlagenheit bemerkbar.
Erschöpfungs Burnout und Unterforderungs Burnout werden häufig erst spät erkannt, da sich die betroffenen Personen nicht beschweren. Je später die Diagnose und gezielte Behandlung, desto höher das Risiko der Chronifizierung.
Symptome des Burn-out-Syndrom
Symptome und Anzeichen für Burn-out gibt es sehr viele. Unterschieden wird zwischen geistigen bzw. psychischen sowie körperlichen Ausdrucksformen. Gerade die körperlichen Symptome machen die frühzeitige Diagnose schwierig.
Hierbei ist zu betonen, das ein Selbst-Test nicht geeignet ist, eine Selbstdiagnose zu stellen. Stellen Sie eine oder mehrere der folgenden Symptome bei sich selbst fest, kann das ein Anzeichen für Burn-out sein. In diesem Fall ist eine ärztliche Untersuchung dringend angeraten.
Geistige und psychische Symptome:
- Erschöpfung durch Stress
- das Gefühl, die Arbeit nicht mehr zu bewältigen
- Distanzierung von der Arbeit und nahestehenden Personen
- Zwang, ständig der Beste zu sein
- noch stärkerer Einsatz
- Ignorieren der eigenen Bedürfnisse
- Konflikte werden nicht mehr angesprochen sondern verdrängt
- ausschließlich die Arbeit zählt für das Selbstwertgefühl
- Probleme werden nicht mehr beachtet
- Vernachlässigung von Familie und Freunden
- Veränderung des Verhaltens, Ängstlichkeit tritt verstärkt auf
- innere Leere und Depression
- psychischer und körperlicher Zusammenbruch mit Selbstmordgedanken
Zusätzlich treten individuell unterschiedlich körperliche Reaktionen auf:
- Verdauungsprobleme
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- fehlende Konzentration
- Stimmungsschwankungen
- Rückenschmerzen
- Schwindelgefühl
- Kribbeln und Zittern
- Herzrasen
- Ohrgeräusche
- hoher Blutdruck
- Impotenz
Vom Burnout Syndrom sind vor allem Menschen betroffen, die über lange Zeit ein hohes Arbeitspensum bewältigen müssen. Treten zusätzlich noch private Probleme in der Familie oder Freundeskreis auf, ist eine Entspannung außerhalb der Arbeitszeit nicht mehr möglich. Eine negative Spirale setzt sich in Gang.
Ursachen und Gründe für Burnout
Alle Ursachen, die ein Burnout Syndrom auslösen können, sind noch nicht genau geklärt. Als gesichert gelten jedoch folgende Ursachen als Grund für ein Burn-out:
- lange anhaltender Stress
- hoher Leistungsdruck
- ständiger Zeitdruck
- Angst vor dem Verlust der Arbeitsstelle
- schlechte Entlohnung bei zu hoher Verantwortung
- Mobbing auf der Arbeit und im Privatleben
- fehlende individuelle Gestaltung der Arbeitsabläufe
- Mangel an Wertschätzung: keine positiven Rückmeldungen trotz eines starken persönlichen Engagements
Das Entstehen eines Burnout Syndroms wird durch folgende Faktoren begünstigt:
- hoher Ehrgeiz
- Hang zu Perfektionismus
- fehlendes Delegieren von Aufgaben
Ist die Grenze der Anpassungsfähigkeit überschritten, kann der Stress nicht mehr bewältigt werden. Eine chronische Übeforderung tritt ein. Dies kann sowohl bei einem Vollzeit- als auch bei einem Teilzeitjob der Fall sein.
Musterurteil Burnout begründet Berufsunfähigkeit
Musterfall begründet die Feststellung der Berufsunfähigkeit – Gericht sieht private Berufsunfähigkeitsversicherung (SBU) in der Pflicht der Zahlung einer BU-Rente.
Nicht umsonst wird Burn-out als Syndrom beschrieben. Dieser Erkrankungen fehlt ein eindeutiges Krankheitsbild, Interpretationsspielraum besteht. Die besondere Schwierigkeit, ein Burn-out Syndrom als Grund und Ursache für die Berufsunfähigkeit zu diagnostizieren, besteht in der schwammigen Definition. So bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation dieses Leiden als „Problem der Lebensbewältigung“.
Gereiztheit, Gleichgültigkeit und Erschöpfung sind auch anderen psychischen leiden wie Depression gemein. Nicht selten geht Burn-out mit bestehenden psychischen Problemen einher. Auch das ein Grund, weshalb es sich hierbei um eine Zusatzdiagnose handelt.
Ein Gerichtsurteil im Landgericht München I (Urteil v. 22.03.2006, Az.: 25 O 19798/03) dient als Musterfall, das die Berufsunfähigkeit in Folge von Burn-out begründet. Damit wurde die Berufsunfähigkeitsversicherung zur Bewilligung und Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente aufgefordert.
Auswirkungen auf die Arbeitsfähigkeit
Durch die psychische Erschöpfung besteht eine vollständige Arbeitsunfähigkeit. Es ist nicht zwingend eine Bettlägerigkeit gegeben. Wird das Burnout Syndrom erst in einem späten Stadium behandelt, kann der Erschöpfungszustand bestehen bleiben, also chronisch werden. Die Feststellung der Berufsunfähigkeit bzw. vollen Erwerbsminderung durch ein psyhologisches Gutachten hat die Frühverrentung zur Folge.
Je nach Schwere und prognostizierter Dauer erfolgt zunächst eine Krankschreibung (gelber Schein) durch den behandelnden Arzt mittels einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Arbeitgeber und die Krankenkasse. Schlagen Behandlung und eventuelle Psychotherapie nicht an, erfolgt die Einstufung als berufsunfähig bzw. erwerbsunfähig.
Feststellung der Berufsunfähigkeit durch Burn-out
Bei längerer Dauer des Burnout wird zusätzlich zu der Krankschreibung durch den Arzt ein psychotherapeutisches Gutachten erstellt. Für die Auszahlung der Berufsunfähigkeitsrente oder der Erwerbsminderungsrente ist das Gutachten eine entscheidende Voraussetzung.
Für die private Berufsunfähigkeitsversicherung muss dafür ein Grad der Berufsunfähigkeit von mindestens 50% attestiert werden. Das heißt, wegen Burn-out ist der Beschäftigte nicht mehr in der Lage, seinen angestammten Beruf zu mindestens 50 Prozent auszuüben.
Für die gesetzliche Erwerbsminderungsrente durch die Rentenversicherungsanstalt ist die Unfähigkeit, mehr als 3 (voll erwerbsgemindert) bzw. 6 Stunden am Tag (teilweise erwerbsgemindert) arbeiten zu können entscheidend.
Für das psychologische Gutachten wird auch die Herzratenvariabilitätsanalyse (Messung des Herzschlags über 24 Stunden) herangezogen. Mit dieser kann festgestellt werden, wieviel Regenerationsfähigkeit noch vorhanden ist und wie hoch die Chance auf Heilung ist.
Therapie und Behandlung des Burnout Syndrom
Die individuellen, körperlichen Beschwerden werden von einem Arzt behandelt. Zusätzlich werden Entspannungstechniken und ein besseres Zeitmanagement erlernt. Autogenes Training, Bewegung und Sport helfen, den Stress abzubauen.
Pflanzliche Mittel wie Johanniskraut werden zur Stabilisierung eingenommen. In sehr schweren Fällen verordnet der Arzt Antidepressiva und psychotherapeutische Sitzungen.
Wie lange dauert ein Burnout?
60 % der an Burnout Erkrankten sind für bis zu sechs Wochen arbeitsunfähig. Eine vollständige Heilung kann bis zu 12 Monate dauern. Je früher eine Therapie erfolgt, umso kürzer ist die Heilungsphase und größer die Wahrscheinlichkeit für schnelle Genesung. Ändert sich nicht viel an der Arbeits- und Lebensweise des Patienten, kann sich die Erkrankungen chronisch manifestieren.
Erfolgt keine Vorbeugung zur Reduzierung des Stresses, tritt schnell wieder ein neues Burnout Syndrom auf. Siganle und Anzeichen, die auf eine neuerliche Überforderung und Erschöpfung hindeuten, müssen früh erkannt und ausgeschaltet werden. Dabei leistet ein Präventionstraining gegen Burn-out Hilfestellung.